Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Denkanstöße zum Thema Beerdigungen

Von Beileidsbezeugungen bitten wir Abstand zu nehmen!?

Mit dem November geht unser Kirchenjahr wieder dem Ende entgegen. In unseren Sonntagsgottesdiensten bedenken und feiern wir wie jedes Jahr um diese Zeit unser Leben, unser Ende und unsere Hoffnung auf das Ewige Leben. Ich meine, diese Zeit ist auch eine gute Zeit dafür, sich einmal ganz persönlich den Fragen zu stellen: was ist zu tun und zu bedenken, wenn ein naher Angehöriger stirbt?

Tote zu begraben wurde von den frühen Christen zu den sechs biblischen Werken der Barmherzigkeit hinzugefügt. Bis heute ist es eine der vornehmsten Aufgaben christlicher Seelsorger, die Beerdigung von Schwestern und Brüdern zu gestalten und die Angehörigen in ihrer Trauer zu begleiten. (Inzwischen ist es üblich geworden, dass Hinterbliebene, die mit der Organisation der Bestattung betraut sind, sich zuallererst an ein Beerdigungsinstitut wenden. Dessen Mitarbeitende kennen die erforderlichen Schritte, die in den ersten Stunden und Tagen nach dem Tod zu tun sind. Sie vermitteln auch Begleitung, falls eine nichtreligiöse oder nichtkirchliche Abschiedsfeier gewünscht wird.)

Wenn der/die Verstorbene oder die Hinterbliebenen den Wunsch nach einer kirchlichen Bestattung hatten oder haben, werden sie sich möglichst bald mit dem zuständigen Pfarramt bzw. ihrem Pfarrer oder Seelsorger in Verbindung setzen. Wir, die evangelische Gemeinde und ihre Pfarrer beerdigen unsere Toten nach christlichem, in unserem Fall evangelischen Ritus, feiern Trauergottesdienste im Vertrauen auf unseren auferstandenen Herrn Jesus Christus und bieten den hinterbliebenen Familien an, sie auf ihrem Weg der Trauer persönlich zu begleiten. Gerne kommen wir auch zur Aussegnung ins Sterbehaus, bevor der/die Verstorbene vom Bestatter abgeholt wird.

Weil mir in den vergangenen Jahren bei dieser Aufgabe immer wieder Wünsche und Fragen begegnet sind, die nachvollziehbar, aber aus meiner Erfahrung oft nicht hilfreich beim Trauern waren, gebe ich ihnen heute einige Denkanstöße zu diesen Fragen. In der anstrengenden Situation der direkten Vorbereitung einer Beerdigung lässt sich schwer in Ruhe nachdenken.

Wenn Sie am liebsten ohne jede Feier beerdigt werden möchten:
Denken Sie an Ihre Angehörigen. Wenn ein nahestehender Mensch stirbt, können wir zunächst nicht wirklich begreifen, dass er/sie tot ist. Und doch müssen wir im Verlauf der Trauerzeit begreifen, dass der/die Tote nicht mehr da (zumindest nicht mehr hier bei uns) ist. Und wir müssen lernen, unser Leben neu zu gestalten – ohne ihn, ohne sie. Die Trauerfeier – wie immer sie aussieht – ist ein ganz wichtiger Schritt in diesem Prozess. Bringen Sie Ihre Angehörigen nicht darum. Und bringen Sie sich als Angehöriger nicht darum. Die Möglichkeit Abschied zu nehmen, ist sonst vorbei und kommt nicht wieder.

Wenn der/die Verstorbene verbrannt wird:
Warten Sie nicht zu lange mit der Trauerfeier. Ein guter Zeitpunkt ist wenige Tage nach dem Tod, noch bevor der Sarg zur Einäscherung gefahren wird. Warten Sie nicht, bis die Urne aus dem Krematorium kommt, um dann die Trauerfeier im Zusammenhang der Urnenbeisetzung auf dem Friedhof zu halten. Das ist oft sehr spät. Es tut uns, es tut unserer Seele gut, wenn sie schon bald nach dem Todesfall Abschied nehmen kann und damit weiter gehen kann in der Verarbeitung des Verlustes. Und es tut uns auch gut, wenn wir bei der Trauerfeier von dem/der Toten im Sarg Abschied nehmen können, nicht nur von der Asche in der Urne.

Wenn Sie bei einer Erdbestattung statt Erde lieber Blumen ins Grab werfen möchten:
Es ist schön, einem lieben Menschen als letzten Gruß eine hübsche Blume ins Grab zu werfen. Tun Sie das. Aber ersparen Sie sich nicht den Erdwurf. So furchtbar es klingt, wenn die Erde auf den Sarg fällt: zum einen ist das der letzte Liebesdienst, den wir unseren Toten erweisen können: Dass wir sie nicht einfach verkommen lassen, sondern begraben und mit Erde schützend bedecken. Außerdem hilft uns der eigene Erdwurf, zu begreifen: Er/sie ist wirklich tot. Und das müssen wir begreifen, auch wenn wir es nicht wollen.

Wenn Sie bitten möchten, von Beileidsbekundungen am Grab Abstand zu nehmen:
Angehörige haben oft Angst vor der Trauerfeier. Angst macht oft auch die Vorstellung, dass dann vielleicht sehr viele Menschen kommen und uns die Hand schütteln. „Wie soll ich das überstehen?“

Trotz aller Angst: Sie werden es überstehen und es wird Ihnen gut tun. Es wird Ihnen gut tun, dass Menschen, ohne viel zu sagen, einfach durch den Händedruck mitteilen: „Ich denke an dich und an den Menschen, den du verloren hast.“ Und wenn Sie dabei für einen Moment die Fassung verlieren: Das ist nicht schlimm (auch für einen Mann nicht). Sie werden merken: Auch die Tränen helfen Ihnen. Sie sind sogar enorm wichtig. Sie sind das Überdruckventil unserer Seele. Der Psychologe Horst-Eberhardt Richter sagt: Tränen müssen geweint werden. Sonst ertrinkt unsere Seele innerlich. Beileidsbekundungen im Rahmen des Beerdigungsrituals haben auch den Sinn, dass Menschen, wie es der Name sagt, unmittelbar ihr Beileid aussprechen können. Irgendwann müssen sie das tun, um später wieder normal mit Ihnen reden zu können. Wenn ihnen diese Möglichkeit bei der ersten persönlichen Begegnung, und sei sie am offenen Grab, verwehrt wird, müssen sie es später tun, bei einer Begegnung auf der Straße, im Laden, beim Friseur oder sonst wo. Oder sie schieben dieses Tun immer weiter vor sich her. Sie machen einen Bogen um Sie herum, weil sie wissen: da steht noch was aus, ich bring’s aber jetzt nicht mehr fertig. So kommt es immer wieder unvermutet zu Beileidsbezeugungen, ob es gerade passt oder nicht.

Wenn Sie keinen Beerdigungskaffee ausrichten wollen:
Der Brauch des Beerdigungskaffees – mancherorts heißt er auch „Leichtrunk“ oder „Leichenschmaus“ – scheint uns manchmal geradezu pietätlos und barbarisch. Ich habe aber festgestellt: Er tut oft gut. Selbst wenn junge Menschen gestorben sind oder die Todesumstände besonders tragisch waren. Nach der Trauerfeier für einen Augenblick den Weg vom Tod ins Leben und aus der Trauer ins Leben mitgehen. Bei allen Tränen vielleicht doch lachen können über eine schöne Erinnerung. Trotz des Verlustes die Geborgenheit im Kreis der Familie und der Freunde zu spüren. Das sind die guten, heilsamen Möglichkeiten, die in diesem alten Brauch stecken.

Wo findet der Trauergottesdienst statt?
Leider ist es, oft aus vermeintlich organisatorisch-praktischen Gründen üblich geworden, den Trauerfeierakt gleich in der Aussegnungshalle am Friedhof zu vollziehen. In Donauwörth haben wir die schöne Situation, dass unsere Christuskirche gleich neben dem Friedhof steht. Ich lade herzlich ein, den Trauergottesdienst in unsererKirche, in unserem Gotteshaus zu feiern! Denn auch eine Trauerfeier anlässlich einer Beerdigung ist ein Gottesdienst der Gemeinde. In der Aussegnungshalle wird der Sarg abgeholt und der/die Verstorbene zur letzten Ruhe gebracht. Aus theologischer Sicht spricht für mich viel dafür, den Gottesdienst in der Kirche nach der Beerdigung am Friedhof zu feiern. Die Lieder, Texte und Gebete bringen noch einmal den Verlust und die Trauer zur Sprache, künden von den Verheißungen der Bibel und unserer Hoffnung von der Auferstehung und sind damit der nächste Schritt auf dem Weg durch die Trauer, aus der Trauer. Soweit meine Denkanstöße. Gerne greife ich sie bei anderer Gelegenheit oder im persönlichen Gespräch mit Ihnen auf.