Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Gedanken zum Sonntagsgottesdienst I

"Jeden Sonntag 9.30 Uhr Gottesdienst"
–  was tun wir, wenn wir ihn feiern, wie wir ihn feiern?

Die einen empfinden ihn als langweilig und erstarrt, die anderen als hilfreich und entlastend – den Sonntagsgottesdienst in traditioneller Form, wie wir ihn Woche für Woche, Jahr für Jahr in Donauwörth um 9.30 Uhr in der Christuskirche feiern. In den nächsten Folgen unseres Gemeindebriefes lade ich Sie ein, mit mir diesen unseren meistgefeierten Gottesdienst zu bedenken. In der hiermit beginnenden Reihe „Gedanken zum Sonntagsgottesdienst“ führe ich Sie durch seinen Ablauf und stelle Ihnen die einzelnen Elemente vor: was tun wir da, wenn wir tun was wir tun – und warum tun wir es so, wie wir es tun?

Eine doppelte Absicht steckt hinter meinem Vorhaben: Zu ganz unterschiedlichen Formen des Gottesdienstes lädt die Donauwörther Kirchengemeinde ein: Mini-, Mensch-sing mit-, Kinder-, Familiengottesdienste feiern wir, den GoSpecial und auch Gottesdienst im Grünen. Über die Ziele, die die Gemeinde mit diesen Angeboten verfolgt, wird immer wieder geschrieben und berichtet. Ganz anders ist das beim „normalen“ Sonntagsgottesdienst um 9.30 Uhr, unserer häufigsten, regelmäßigsten und meistgefeierten Gottesdienstform.

Gleichzeitig beobachte ich, dass diese Form für viele Gemeindeglieder nicht mehr selbstverständlich ist. Darum möchte ich Ihnen den Gottesdienst in kleinen Schritten neu nach-vollziehbar im Wortsinn machen.

Und so fange ich damit an – und stelle mich der ersten Frage: Warum feiern wir überhaupt Gottesdienst?

Gottesdienst ist das Zentrum unserer Gemeinde. Alle anderen Angebote, die eine Kirchengemeinde macht, können auch andere machen. Gottesdienst zu feiern ist ihr ureigenstes Anliegen, ihre vornehmste Aufgabe, sogar ihr Privileg.

Der Grund hierfür liegt biblisch gesehen im Anbeginn der Welt: Die Bibel erzählt uns, dass Gott an sechs Tagen die Welt erschaffen hat (1. Mose 1). Den siebten Tag der Schöpfung macht Gott zum Sabbath, zum Ruhetag. Diesen Tag zu heiligen, ihn als Gottes Tag zu begehen, an diesem Tag Gott zu dienen, Gottesdienst zu feiern, wird das zentrale Kennzeichen für das Volk Gottes, das Volk Israel. Im Christentum wird diese Bedeutung des Sabbaths auf den ersten Tag der Woche übertragen, auf den Sonntag. Denn dieser Tag erinnert uns an die Auferstehung Jesu vom Tod, das „Urdatum“ unseres christlichen Glaubens.

Nun gibt es unzählige Arten und Weisen, Gottesdienst zu feiern. Welche Vorteile hat eine solche unaufgeregte, unaufregende, unaufhörliche, unaufdringliche, unbedingte und unspektakuläre Art zu feiern, wie wir das im traditionellen Gottesdienst tun? Besondere Formen sprechen manche Menschen oder Zielgruppen besonders an, andere meiden genau diese Form, weil es nicht die ihre ist. Die wöchentlich wiederkehrende traditionelle Form muss nicht jeden Sonntag neu erfunden werden. Sie ist bekannt und vertraut in der Gemeinde und über die eigene Gemeinde hinaus. Sie bewahrt davor, dass sich der Einzelne jeden Sonntag neu zum Geschehen positionieren muss, sie stellt ihn hinein in das Glaubenszeugnis der Christenheit. Und sie ist unabhängig von der momentanen persönlichen Verfassung des/der Leitenden und auch der Gemeindeglieder.

Gewachsen ist sie über Jahrhunderte. Sie hat sich aus der lateinischen Messe der katholischen Kirche über Luthers deutsche Messe zur heutigen Form entwickelt.

In dieser Liturgie ist die Erfahrung vieler Generationen und vieler Gemeinden zusammengeflossen. Sie hilft, mich auch in einem Gottesdienst zurechtzufinden, den ich als Gast an einem anderen Ort mitfeiere. Und sie hilft, im Laufe des Kirchenjahres mit jährlich wiederkehrenden biblischen Geschichten und Liedern vertraut zu werden – ganz unabhängig von den persönlichen Vorlieben der jeweiligen Geistlichen.