Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Geschichte unserer Gemeinde – Folge 1 und 2

Die Anfänge unserer evangelischen Gemeinde in Donauwörth

Folge 1:
Donauwörth, früher Reichsstadt, wurde während der Glaubenskämpfe im 17. Jahrhundert auf tragische Weise zum Spielball der Politik. Nach dem "Kreuz- und Fahnengefecht" im Jahr 1607 gab es für Protestanten keinen Platz mehr in dieser inzwischen bayerischen Stadt. Wer nicht zum katholischen Glauben zurückkehren wollte, musste die Stadt verlassen. 1627 wurden die letzten beiden evangelischen Bürger ausgewiesen. Ob danach wieder Protestanten in und um Donauwörth lebten, ist nicht feststellbar. Der einige Hinweis darauf ist bis 1714 eine Regelung durch den Magistrat der Stadt Donauwörth: einmal im Jahr durfte im extra dafür zur Verfügung gestellten Rathaussaal ein Gottesdienst für evangelische Leute abgehalten werden.

Mit dem Religionsedikt vom 10. Januar 1803 fiel das System der ausschließlichen Katholizität in Altbayern. In Donauwörth trat die Wende erst 1838 ein. Der Kaufmann Johann Georg Koch erhielt vom Magistrat der Stadt die Genehmigung, sich als erster Protestant in Donauwörth niederzulassen.

Er und seine Familie gehörten der Kirchengemeinde Ebermergen an. Weil für die Koch'schen Kinder der Weg nach Ebermergen zum Religionsunterricht zu weit war, stellte Johann Georg Koch eigens einen evangelischen Religionslehrer ein.

In den nächsten Jahrzehnten siedelten sich immer häufiger Protestanten in und um Donauwörth an. Es waren vor allem Beamte, Militärangehörige und Ökonomen.

 

Folge 2:
Die Zahl der Protestanten wuchs in der Mitte des 19. Jahrhunderts stetig. Sie alle hatten nur die Möglichkeit in Ebermergen den Gottesdienst zu besuchen. Das hieß, jeden Sonntag zu Fuß zwei Stunden hin- und zwei Stunden zurückzumarschieren. Alte, Kranke und Gehbehinderte hatten fast keinen geistlichen Zuspruch und die Kinder wurden erst kurz vor ihrer Konfirmation in ihrer Religion unterrichtet. So ging mancher Protestant lieber in die katholische Kirche.

Dieser schlechte Zustand unter den Evangelischen bewog einige rührige Gemeindemitglieder, sich Gedanken darüber zu machen und für Abhilfe zu sorgen. Als im Jahr 1859 der Ebermergener Dekan starb, nutzten sie die Gelegenheit und besprachen sich mit dem Dekanatsverweser, dem Pfarrer Stiller von Harburg. Dieser unterstützte dieses Anliegen der Donauwörther. Besonders stark setzte sich Hermann Freiherr von Gaisberg-Schöckingen in Neudegg für ein zukünftiges Vikariat in Donauwörth ein. Ab April gingen nun Briefe zwischen dem Dekanat Ebermergen, dem protestantischen Konsistorium in Ansbach, der Regierung von Schwaben und Neuburg in Augsburg, dem städtischen Magistrat und dem Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten in München hin und her.

Am 5. August 1860 war es dann so weit: „Seine Majestät, der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht: Daß zu Donauwörth ein ständiges zur Pfarrei Ebermergen gehöriges Vikariat errichtet und dem dort aufzustellenden Vikare alle daselbst vorkommenden geistlichen und kirchlichen Verrichtungen übertragen werden.“