Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Geschichte unserer Gemeinde – Folge 13 und 14

Die Anfänge unserer evangelischen Gemeinde in Donauwörth – 1863 –

Folge 13:
Seit 1861 kämpfte die evangelische Gemeinde für eine eigene Schule. Sie ließ nicht locker, selbst nachdem sie am 6. Januar 1863 aus München vom Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten einen abschlägigen Bescheid erhielt. Das Ministerium hatte sich der Meinung des Magistrats von Donauwörth angeschlossen, dass die Anzahl der Schüler (damals 19) zu gering sei und durch Wegzug einiger Familien stark schwanke. Außerdem seien die Schulen in der Stadt ausreichend und sehr gut. Es sei kein Problem die wenigen Schüler dort zu unterrichten, zumal der protestantische Religionsunterricht geregelt sei. Diese Absage spornte die Verantwortlichen der evangelischen Gemeinde an, andere Wege zu gehen. Sie baten Nachbargemeinden um Hilfe und bekamen genügend finanzielle Unterstützung, um die Schule aus eigenen Mitteln zu bestreiten. Nun wagte es Vikar Preu, am 31. März 1863 einen weiteren Antrag zu stellen. Als Begründung schrieb er, dass die Schülerzahl inzwischen gestiegen sei und die Schwankungen eher eine Tendenz nach oben hätten. Außerdem sei es den protestantischen Schülern nicht zuzumuten, mit „ die Verlorenen” und anderen Schimpfwörtern konfrontiert zu werden. Der evangelische Religionsunterricht, der parallel zum katholischen gehalten werden soll, könne oft nicht erteilt werden, weil die katholischen Katecheten nicht kämen und ihr Unterricht ausfalle. In der Jahresabschlussprüfung seien im Beisein der protestantischen Eltern fast eine Stunde lang die Heiligen, die sich gegen die Ketzer ausgezeichnet haben, abgefragt worden. In den Schulbüchern seien die Reformation und das protestantische Bekenntnis unverständlich abgehandelt.

Der Lehrer in Ebermergen sei sehr krank und der dortige Schulgehilfe deshalb oft unabkömmlich. Präparanden aus Harburg müssten häufig aushelfen. Man habe fast das gesamte nötige Geld zusammen, außerdem geeignete Räumlichkeiten für die Schule und Lehrerwohnung. Selbst das Heizmaterial würde gespendet. Für den fehlenden Restbetrag käme die Gemeinde auf.

Der Magistrat weigerte sich weiter, aber die evangelische Gemeinde be­kam manche Unterstützung von anderer Seite, vor allem vom damaligen Landrat. Am 20. Juni wurden sämtliche Gemeindeglieder vor das Stadtkommissariat für Schulangelegenheiten geladen, um zu bezeugen, dass sie für den Restbetrag von 12 Gulden und eventuellen Mehrbedarf aufkommen würden.

Am 29. August 1863 kam endlich aus München die Genehmigung für eine protestantische Schulgründung. Conrad Ganzenmüller, der Schulgehilfe aus Ebermergen wurde am 25. September als Verweser dieser neuen Schule berufen. 

Folge 14:  (letzte Folge)
Am 25. August 1862 war die Grundsteinlegung für den Kirchenbau feierlich begangen worden. Nun nach einem Jahr großer Anstrengungen konnten die Verantwortlichen aufatmen. Die Kirche war errichtet und die Gemeinde fieberte der auf den 8. Oktober 1863 festgelegten Einweihungsfeier entgegen. Über den Verlauf des Festtages berichtet ein Augenzeuge wie folgt:

„Eine zahlreiche Menge Theilnehmender versammelte sich an diesem Tage von Nah und Fern in den Mauern Donauwörths. Die Feier begann im bisherigen Bethsaal, wo nach Absingung eines Liedverses unter Posaunenbegleitung - von Hr. Dekan Schmidt die Abschiedsrede gehalten und ein Dankgebet gesprochen wurde. Sodann wurden die auf dem Altar aufgestellten vasa sacra u. s. m. von den Geistlichen des Kapitels in Empfang genommen u. nach Gesang von 40,3 der Saal verlassen.

Während von der Kirche herein die Glocken ertönten, setzte sich der Zug in Bewegung - das Cruzifix vorn, daß jedermann erkenne, unter welchem Zeichen die junge Gemeinde stehen und kämpfen wolle. Dann folgen die Kinder und diesen die Lehrer der Diözese. Weiter der Maurermeister mit dem Kirchenschlüssel; die Geistlichen; der k. Consistorialkommissär, begleitet vom k. Dekan und dem Ortsgeistlichen; der k. Regierungskommissär, geführt von 2 Kirchenvorständen; der k. Baubeamte, ebenso geführt; die Spitzen der Behörden; die Festgäste, die Gemeindemitglieder. An der Kirche angekommen wurde der Schlüssel von dem Reg.-Komm. dem Consist.-Komm. und von diesem dem Ortsgeistlichen übergeben, der die Thüre öffnete. Der k. Consist.-Komm. Herr Consistorialrath Bäumler vollzog dann die Weihe und Vikar Preu hielt die Festpredigt.

Einen großen Theil der Festgäste, unter welchen namentlich Herr Oberconsistorial - Präsident von Harless zu nennen ist, versammelte sodann ein Festmahl im sgn. Kronenkeller.”

Keiner der damaligen Gäste und Gemeindemitglieder konnte ahnen, dass sich innerhalb der nächsten 40 Jahre die Gemeinde vervierfachen würde und 1907 der erste Erweiterungsbau nötig wurde. Die Kirche überstand beide Weltkriege, wurde aber Anfang der 1960er Jahre vergrößert und vollkommen umgestaltet, so dass man heute nur noch erahnen kann, wie die alte Kirche ausgesehen haben muss.

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