Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Geschichte unserer Gemeinde – Folge 11 und 12

Die Anfänge unserer evangelischen Gemeinde in Donauwörth – 1862 / 1863 –

Folge 11:
Das Staatsministerium des Innern erließ am 19. November 1862 den Beschluss, dass die bisher nach Neuburg a. d. Donau gehörigen Protestanten von Rain, Feldheim, Hemerten, Holzheim, Niederschönenfeld und Genderkingen auf deren Wunsch zum Vikariat Donauwörth gepfarrt würden. So vergrößerte sich die Gemeinde nicht nur zahlenmäßig, sondern auch räumlich. Inzwischen gehörten zehn Familien aus dem Beamtenstand, sieben aus dem Militär, zwölf aus dem Handels- und Gewerbestand und sechzehn aus der Landwirtschaft der Gemeinde an. Viele Ledige oder einzelne protestantische Mitglieder in sonst katholischen Familien verteilten sich ebenfalls auf die genannten Stände oder waren Schreiber, Gesellen und Dienstboten. In Donauwörth hatten die Protestanten siebzehn Häuser in Besitz. Die räumlichen Distanzen der eingepfarrten Orte und Höfe werden aus folgendem Bericht klar. „Die Stadt Rain jenseits des Lech nahe an seinem Einflusse in die Donau gelegen, ist von hier 3 Stunden (zu Fuß) entfernt, es führt dahin die nach Neuburg und Ingolstadt gehende Poststraße. Berg, an der Scheidung der Nördlinger und Monheimer Straße, ist von hier 10 Minuten entfernt; Kaisheim, an der Monheimer Straße 1 1/4 Stunden; Genderkingen, an der Neuburger Straße 2 Stunden; Feldheim 2 1/2 St.; Niederschönenfeld 3; Holzheim 3 1/4 sind alle nur wenig von der Neuburger Straße abseits gelegen. Der Spindelhof (3/4) liegt an der Dillinger Straße, Neudeck (1/2) seitwärts gegen die Wörnitz, es führt ein eigenes gutes Sträßchen hin. Auf den Kreuzhof (1/2) führt von der Nördlinger Straße ein guter Seitenweg. Auf den Ramhof (3/4) und Bertenbreit (1) führen von der Monheimer Straße ab sehr beschwerliche Seitenwege, Bergstetten (2 1/2) liegt dicht an der Monheimer Straße. Nach Leitheim (2) führt ein ziemlich guter Weg am linken Donauufer hin. Nach dem Schönenfelder Hof (2), Sulzhof (4) und Hemerten (5) biegen von der Neuburger Straße abzweigend ziemlich gute Wege. Die Lechbrücke (hier wohnten ebenfalls Protestanten) ist 2 1/2 Stunden von hier entfernt.”

Diese Beschreibung gibt einen kleinen Einblick, wie schwierig die Seelsorge für den Donauwörther Vikar durch die Vergrößerung seiner Gemeinde wurde. 

Folge 12:
Am 4. September 1861 hatte das Bezirksgericht Donauwörth den Kaufvertrag für ein Grundstück über dem Eisenbahntunnel beurkundet. Hier sollte nun die evangelische Kirche entstehen. Kurz darauf wurde ein Bauprogramm erarbeitet und der königliche Baubeamte Leythäuser mit der Planung beauftragt. Bereits im Oktober 1861 schloss die Kirchengemeinde mit dem Steinbruchbesitzer Coelestin Blattner von Wörnitzstein einen Vertrag. Er sollte auf der rauen Bürg bei Ebermergen spätestens bis Lichtmess 1862 60 Klafter (altes Raummaß) Steine brechen. Die Steine mussten schöne, lagerhafte Mauersteine sein; kleines Gebröckel durfte sich nicht darunter befinden, ebenso wenig zu große Stücke. Nachdem die Baupläne nochmals geändert worden waren, erhielt Blattner am 22. Dezember 1861 einen neuen Vertrag. Hierin verpflichtete er sich, bis Ende Februar zu liefern; inbegriffen war das Aufladen der Steine im Bruch und das Abladen und Aufsetzen der Steine auf dem Bauplatz. Alle Steinmetzarbeiten wurden dem Steinmetzmeister Kerle übertragen. Nachdem Vikar Preu am 18. Februar 1862 beim Magistrat wegen der Genehmigung des überarbeiteten Bauplanes vorstellig geworden war, durchlief der Plan alle wichtigen Behörden und wurde am 2. Juli 1862 von der Regierung von Schwaben und Neuburg genehmigt. Zur Ausführung des Rohbaus konnten Maurermeister Anton Wölfle und der Zimmermeister Gansler (Dachstuhl) gewonnen werden. Nach der Grundsteinlegung am 25. August wurde der Bau zügig vorangetrieben, so dass der Rohbau bis Ende Mai 1863 stand. Im April 1863 schrieb Pfarrer Seyfried aus Langenaltheim im Namen der Donauwörther Gemeinde einen Bittbrief an die Steinbruchbesitzer seiner Pfarrei. Sie hätten schon vor einiger Zeit dem Herrn Vikar zu Donauwörth die Zusage gemacht, die Pflastersteine für den Kirchenboden unentgeltlich liefern zu wollen. Nun sei die Zeit gekommen , der Bau der Kirche werde bis Ende Mai, spätestens Mitte Juni so weit fortgeschritten sein, dass das Pflaster gelegt werden könne. Er bat nochmals ergebenst um die Beschaffung des Steinpflasters. Er beschrieb genau die Stückzahl, Form und Farbe der verschiedenen benötigten Steinplatten und 35 Steinbruchbesitzer lieferten, manche bis zu 150 Platten, die meisten zwischen 15 und 30 Platten. Dank dieser großzügigen Spenden von allen Seiten konnte die Kirche innerhalb eines Jahres errichtet werden.