Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Geschichte unserer Gemeinde – Folge 5 und 6

Die Anfänge unserer evangelischen Gemeinde in Donauwörth – 1861 –

Folge 5:
Die junge evangelische Gemeinde hatte es nicht leicht im katholischen Donauwörth. Die Bevölkerung war voll von Vorurteilen gegen die evangelischen Mitbürger und die Behörden der Stadt ignorierten Gesuche, verzögerten sie oder lehnten sie ab. Die Hauptlast lag auf den Schultern des Vikars Ludwig Preu, der unermüdlich für die Gemeinde kämpfte.

Seit Antritt seines Amtes unterrichtete er die protestantischen Kinder im Fach Religion. Sie besuchten für den normalen Unterricht die katholische Schule und erhielten ihre religiöse Unterweisung in der Wohnung des Vikars. Als seine evangelischen Vermieter jedoch ihr Haus verkauften, zog Preu in eine Wohnung zu Katholiken. Diese Umstände zwangen ihn, den Magistrat um die Zuweisung eines geeigneten Unterrichtsraumes zu ersuchen. Dieser stellte sich aber stur, woraufhin Preu mehrere Briefe an verschiedene Behörden bis hoch zur königlichen Regierung schrieb. Endlich hatte er Erfolg. Die Regierung erteilte dem Magistrat den Befehl, sich unverzüglich um die Angelegenheit zu kümmern. Das Naheliegendste wäre ein Raum in der katholischen Schule gewesen, doch der Magistrat erklärte, dass der konfessionelle Friede gestört sein könne, wenn der protestantische Geistliche in das Schulhaus käme. Die Stadtoberen mieteten deshalb lieber im Gasthaus Krone, wo sich der Betsaal befand, ein zusätzliches Zimmer an.

Diese und andere Erfahrungen bewogen die Gemeinde, so schnell wie möglich eine eigene Schule für die stetig wachsende Zahl der protestantischen Schüler einzurichten.

 

Folge 6:
In Ludwig Preu hatte die Gemeinde einen rührigen Vikar, der seine oft schwierige Aufgabe gewissenhaft und unerschrocken meisterte. Zu seinen regelmäßigen Aufgaben gehörte das Abhalten von drei Gottesdiensten in der Woche, und zwar Freitagvormittag, Sonntagvormittag und Sonntagnachmittag. Er erteilte den evangelischen Schülern und den Konfirmanden Religionsunterricht und kümmerte sich um alle geschäftlichen Belange der Gemeinde. Aus dem Geschäftsbuch des Jahres 1861 geht hervor, dass Preu zahlreiche Bittgesuche an andere Gemeinden und Gustav-Adolf- Vereine verschickte, um an Spenden für den geplanten Kirchenbau zu kommen. Diese Arbeit zeigte bald Früchte, denn es wurden von überall Unterstützungsgelder und Geschenke gesendet. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand bemühte er sich um den Ankauf eines für den Kirchenbau geeigneten Geländes. Schon am 26. Oktober 1860 hatte sich der Magistrat auf ein diesbezügliches Gesuch des Gemeindeausschusses bereit erklärt, das frühere städtische Schießhaus und den dazugehörigen Grund und Boden kostenlos abzutreten; jedoch unter der eigentümlichen Bedingung, dass die zukünftig erbauten Objekte an die Stadt fielen, sobald dieselben nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt werden würden. Diese Klausel und die ungünstige Lage des Grundstücks – es war bei jeder Überschwemmung unzugänglich – bewog die evangelische Gemeinde, dieses Angebot dankend abzulehnen. Stattdessen trat man in Verhandlung mit der Post- und Bahngesellschaft, die ein Grundstück neben dem Eisenbahntunnel gegenüber dem städtischen Krankenhaus anbot. Durch die Unterstützung des königlichen Post- und Bahnverwalters Zenker und Seiner Erlaucht des Grafen von Pappenheim wurde der Kauf dieses Platzes zum Preis von 70 fl. möglich. Am 4. Sept. 1861 wurde der Kaufvertrag beim königlichen Bezirksgericht Donauwörth unterzeichnet. Nun konnte die Planung der evangelischen Kirche beginnen.