Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Gedanken zum Sonntagsgottesdienst III

"Jeden Sonntag 9.30 Uhr Gottesdienst"
–  was tun wir, wenn wir ihn feiern, wie wir ihn feiern?

Die einen empfinden ihn als langweilig und erstarrt, die anderen als hilfreich und entlastend – den Sonntagsgottesdienst in traditioneller Form, wie wir ihn Woche für Woche, Jahr für Jahr in Donauwörth um 9.30 Uhr in der Christuskirche feiern. In dieser Reihe lade ich Sie ein zu erfahren, wie sein Ablauf (Liturgie) geschichtlich und theologisch begründet ist, warum wir ihn also so feiern, wie wir ihn feiern.

Warum beginnen wir in so, wie wir ihn beginnen?

Warum beginnen wir ihn so, wie wir ihn beginnen? Inzwischen haben uns die Glocken zum Gottesdienst gerufen. Nun stimmt uns die Orgel ein – manchmal auch der Posaunen- oder der Kirchenchor. Die Musik ist keine Alltagsmusik. Wie beim Glockenläuten weist uns der andere Klang auch hier darauf hin: mitten in der Welt-Zeit ist jetzt Gottes-Zeit.

Das erste gesprochene Wort im Gottesdienst ist seit frühester Zeit ein Zuspruch, ja ein Segenswort: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Der versammelten Gemeinde wird zugesprochen: Im Namen des dreieinigen Gottes feiern wir Gottesdienst, in seinem Auftrag, unter seiner Verheißung sind wir beisammen. Das Wort Jesu klingt an: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“ (Matthäus 18,20) Gleichzeitig ist diese Eröffnung des Gottesdienstes ein Anspruch: wir wollen Gottesdienst feiern, wir wollen Gott loben, zu ihm beten, sein Wort hören. Das bestätigt die Gemeinde mit ihrem lauten Amen! Das Wort „Amen“ kommt aus dem Hebräischen und bedeutet: „So ist es!“ oder „Ja, so soll es sein!“

Damit ist gewissermaßen die Grundlage des Gottesdienstes geklärt. Nun folgt die formelle gottesdienstliche Begrüßung: Der Herr sei mit euch! – so spricht oder singt der Liturg (die Person, die den Gottesdienst leitet, Pfarrer, Pfarrerin, Lektor, Lektorin…) der Gemeinde zu. Und die Gemeinde antwortet: Und mit deinem Geist! Grundsätzlich ist das schlicht ein Gruß, wie wenn wir uns im Alltag mit „Grüß Gott!“ begrüßen, hier in feierlicherer Form. Liturg und Gemeinde vergewissern einander der Gegenwart Gottes in der Feier des Gottesdienstes.

Musik ist eine Ausdrucksform des Feierns. Weil wir gemeinsam Gottesdienst feiern, singen wir gemeinsam. Das erste Lied im Gottesdienst ist meist ein Morgenlied oder ein Lied, das an das besondere Thema des Gottesdienstes im Kirchenjahr heranführt.

Im nun folgenden Abschnitt versammelt sich die Gemeinde vor Gott. Jede und jeder Einzelne kommt aus einer anderen Lebenssituation, hat eine anders erlebte Woche hinter sich. Mancher fragt sich: Wie kann ich mit all dem vor Gott treten, was mich die Woche über beschäftigt hat? Bin ich nicht viel zu weit weg von ihm? Darum fasst der Liturg alle unsere Erlebnisse und Erfahrungen im so genannten „Sündenbekenntnis“, lateinisch „Confiteor“ zusammen. Dieses drückt unsere Entfernung von Gott aus, es ist keine moralische Festlegung. Es ist auch nicht seine Absicht, die Menschen klein und schlecht zu machen. Wir treten vor Gott mit der Bitte, mit der die Worte des Liturgen schließen: Gott sei mir Sünder gnädig! Diese Bitte hat ihren Ursprung in der Erzählung Jesu vom Pharisäer und Zöllner (Lukas 18,9-14). Darauf stimmt die Gemeinde gemeinsam in die Bitte ein: Der allmächtige Gott erbarme sich unser, er vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben. Amen. Darauf erfährt sie den Gnadenzuspruch: Gott hat sich unser erbarmt… Aus dem Geschehen der Woche treten wir vor Gott und erfahren auf’s Neue: Er nimmt uns an!

So treten wir ein in den Raum des Gottesdienstes. Wir nähern uns an an das Wort Gottes, an die Verkündigung. Und als Eingangsgebet sprechen oder singen wir ein Gebet aus dem alten Schatz der Psalmen. In der alten Kirche fand zu diesem Psalmgebet tatsächlich der Einzug (lateinisch: introitus) des Priesters statt, der Name Introitus ist geblieben. Gesungen wird meist im Wechsel zwischen Kantor und Gemeinde oder Liturg und Gemeinde. Direkt an den Introitus schließen das Kyrie und das Gloria an: der griechische Ruf: „Kyrie eleison“, den die Gemeinde auf deutsch beantwortet: „Herr, erbarme dich“. Ganz ursprünglich ein Huldigungsruf an den römischen Kaiser, erklingt dieser Ruf nun dreifach – an den dreieinigen Gott gerichtet: Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist. Er mündet ein und lässt uns einstimmen in himmlische Gesänge, in den Lobgesang der Engel auf dem Hirtenfeld (Lukas 2,14): Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens! Meist singen wir diesen Lobgesang in Form eines Liedes wie: „Allein Gott in der Höh sei Ehr“.

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