Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Gedanken zum Sonntagsgottesdienst VII

"Jeden Sonntag 9.30 Uhr Gottesdienst"
–  was tun wir, wenn wir ihn feiern, wie wir ihn feiern?

Die einen empfinden ihn als langweilig und erstarrt, die anderen als hilfreich und entlastend – den Sonntagsgottesdienst in traditioneller Form, wie wir ihn Woche für Woche, Jahr für Jahr in Donauwörth um 9.30 Uhr in der Christuskirche feiern. In dieser Reihe lade ich Sie ein zu erfahren, wie sein Ablauf (Liturgie) geschichtlich und theologisch begründet ist, warum wir ihn also so feiern, wie wir ihn feiern.

Was uns verbindet

Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist! – mit diesen Worten aus dem 34. Psalm wird die versammelte Gemeinde zum Abendmahl an den Altar eingeladen. Das Abendmahl ist wie die Taufe ein Sakrament. Sacramentum bedeutet auf lateinisch „Geheimnis“, wir können seine Bedeutung nicht vollkommen mit unserem Verstand durchdringen. Nach evangelischem Verständnis ist ein Sakrament eine Handlung, die von Christus eingesetzt und von einem sichtbaren Zeichen begleitet ist. Bei der Taufe ist der Taufbefehl aus Matthäus 28 das Einsetzungswort, das Wasser das sichtbare Zeichen. Das Abendmahl geht nach der Überlieferung der Evangelien auf die Nacht der Gefangennahme Jesu zurück. Die Einsetzungsworte Jesu werden in jeder Abendmahlsfeier zitiert – gesungen oder gesprochen:

Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus: Das ist mein Blut des neuen Testaments, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, so oft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis.

Brot und Wein sind die sichtbaren Zeichen dieses Sakraments. In der Feier des Abendmahls empfangen wir darin Leib und Blut Christi, haben also engste Gemeinschaft mit dem Auferstandenen. Außerhalb der Abendmahlsfeier bleiben Brot Brot und Wein Wein, nach evangelischem Verständnis findet keine Wandlung statt, sondern das Geheimnis ereignet sich im Vollzug der Feier.

So feiern wir im Abendmahl Gemeinschaft mit Jesus Christus. Am ersten Abendmahl hat sogar Judas teilgenommen, der Jesus dann verraten hat – und Jesus wusste, dass er das tun würde (Matthäus 26,25). Christus lädt ein – wir haben nicht das Recht, jemanden auszuladen.

Gleichzeitig feiern wir Gemeinschaft untereinander und mit den Christen in aller Welt, die sich ebenso um den Tisch des Herrn versammeln. Wir werden daran erinnert, dass uns durch den Tod und die Auferstehung Jesu unsere Sünden vergeben werden und schließlich daran, dass Jesus uns zu seinem großen Abendmahl am Ende aller Zeit einlädt.

Die Feier des Abendmahls wird mit einem erneuten gegenseitigen Zuspruch der Gnade Gottes begonnen: Der Herr sei mit euch – und mit deinem Geist. Wir richten uns nach Gott aus: Die Herzen in die Höhe – Wir erheben sie zum Herrn.

Wir danken ihm: Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott! – Das ist würdig und recht! Das so genannte Präfationsgebet (= Einleitungsgebet) mündet ein in das gemeinsam gesungene dreifache Heilig, mit dem wir gemäß dem Propheten Jesaja (Jesaja 6) am Lobgesang der Engel im Himmel teilnehmen. Dem folgt das eigentliche Abendmahlsgebet oder „eucharistische Hochgebet“, das die Bitte um den Heiligen Geist (Epiklese), die Einsetzungsworte und die Erinnerung an das Heilsgeschehen (Anamnese) sowie das Vaterunser umfasst. Dem anschließenden Friedensgruß folgt das „Agnus Dei“, das „Christe, du Lamm Gottes“. Diesem Ablauf können Sie im Gottesdienst anhand der Seiten 1153 ff. im Gesangbuch gut folgen.

In Donauwörth ist es üblich, zur Austeilung im Kreis um den Altar zu stehen, sich nach der Austeilung die Hände zu reichen und gemeinsam zu sprechen: „Der Friede des Herrn sei mit uns allen. Amen.“ Im ersten Kreis wird Wein gereicht, im zweiten Traubensaft, dann wieder Wein und so weiter. Kinder dürfen in Begleitung ihrer Eltern am Abendmahl teilnehmen, alleine nach ihrer Konfirmation. Seitens der Gemeindeleitung gehen wir davon aus, dass Eltern ihre Kinder auf diesen Ritus vorbereiten, wenn sie mit ihnen teilnehmen. Bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie Hilfestellung suchen! Nach der Konfirmation feiern die jungen Menschen dann in eigener Verantwortung das Abendmahl mit.

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