Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Gedanken zum Sonntagsgottesdienst VIII

"Jeden Sonntag 9.30 Uhr Gottesdienst"
–  was tun wir, wenn wir ihn feiern, wie wir ihn feiern?

Die einen empfinden ihn als langweilig und erstarrt, die anderen als hilfreich und entlastend – den Sonntagsgottesdienst in traditioneller Form, wie wir ihn Woche für Woche, Jahr für Jahr in Donauwörth um 9.30 Uhr in der Christuskirche feiern. In dieser Reihe lade ich Sie ein zu erfahren, wie sein Ablauf (Liturgie) geschichtlich und theologisch begründet ist, warum wir ihn also so feiern, wie wir ihn feiern.

Was wir mitnehmen

Im Namen des dreieinigen Gottes sind wir zusammengekommen. Wir haben vor ihn gebracht, was uns bedrückt und was uns freut. Wir haben sein Lob gesungen. Wir haben uns zu ihm bekannt. Wir haben sein Wort gehört und darüber nachgedacht. Wir haben unsere Bitten vor ihm ausgebreitet. Wir waren um seinen Tisch versammelt. Und wir waren in all diesem Tun und Geschehen eins mit den Christen in aller Welt. All dies geschah hinter den schützenden Mauern der Kirche in einer Gemeinschaft (mehr oder weniger) Gleichgesinnter.

Nun führt uns der Weg wieder hinaus in die Welt. Im Gottesdienst in der Kirche hat Gott uns gedient. Nun sind wir gerufen zum Gottesdienst in unserem Leben. Was wir gehört und empfangen haben, soll sich in unserem Leben und Alltag entfalten, soll Gestalt gewinnen. Wir werden als Christen in die Welt gesandt und empfangen am Ende des Gottesdienstes Gottes Segen.

Dem eigentlichen Segen geht ein gegenseitiger Segensgruß voraus, den wir schon vom Beginn des Gottesdienstes kennen: der Pfarrer, die Pfarrerin, die Person, die den Gottesdienst leitet, spricht der Gemeinde zu: Der Herr sei mit Euch! und die Gemeinde antwortet: Und mit Deinem Geist! Darauf folgt die Sendungsformel: Geht hin im Frieden des Herrn! Der Friede Gottes – darin drückt sich für mich der Zuspruch aus: was auch auf mich zukommt in dieser Woche: ich bin und bleibe Gottes geliebtes Kind. Auf den Friedenszuspruch antwortet wiederum die Gemeinde: Gott sei ewiglich Dank!

Nun stellt sich (im Wortsinn) die Gemeinde unter den Segen Gottes. Die Person, die den Gottesdienst leitet, spricht der Gemeinde den Segen zu. Der Segnende ist Gott selbst. Das macht die Segensgeste deutlich: als Pfarrer spreche ich den Segen mit erhobenen, ausgebreiteten Händen. Die Finger sind geöffnet zum Zeichen dafür, dass durch die Hände des/der Geistlichen der Segen Gottes fließt. Diese Geste kennen wir zum Beispiel von jüdischen Grabsteinen, die auf dem Grab eines Priesters stehen (von den Nazis waren diese Hände als würgende Hände missverstanden und diffamiert!).

In der evangelischen Kirche wird als Segensformel meist der so genannte Aaronitische Segen gesprochen. Diese Formel wurde nach biblischer Überlieferung dem Aaron, dem Bruder des Mose von Gott selbst übermittelt: So sollst Du die Israeliten segnen, wenn Du sie segnest! (4. Mose 6, 22-26):

Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Die Gemeinde, die diesen Segens­zuspruch an- und ernst nimmt, antwortet darauf mit einem lauten und deutlichen Amen! – „So ist es! So sei es! Darauf vertrauen wir!“

Die Großbuchstaben in der Segensformel beim Wort HERR weisen darauf hin, dass hier im hebräischen Text der Bibel der Name Gottes steht, der nach der jüdischen Überlieferung nicht ausgesprochen werden darf. Dies wird in der hebräischen Bibel durch die Schreibweise gesichert, die ein Wort ergibt, das nicht ausgesprochen werden kann – und so den Leser an das Gebot erinnert. Wir wissen auch heute letztlich nicht genau, wie dieser Name klingt. Viel wichtiger jedoch ist, dass dieser Gott, der das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hat, der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist – und dass er uns durch die neue Woche begleitet mit seinem Segen.

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