Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Donauwörth

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Geschichte unserer Gemeinde – Folge 9 und 10

Die Anfänge unserer evangelischen Gemeinde in Donauwörth – 1862 –

Folge 9:
Vikar Ludwig Preu war ein vorsichtiger Mann. Über die Aktivitäten bezüglich des Kirchenbaus sprach er so wenig wie möglich in der Öffentlichkeit. Sein Motto war: „Schweigen ist Gold – dies kann als ein für die hiesige Geschäftsführung heilsamer Grundsatz aufgestellt werden. Stille fortarbeiten, ohne viel darüber zu reden, selbst oft nicht gegen Gemeindeglieder.“ Er wollte keine Veranlassung zur Schadenfreude und zum Spott geben. Dieser Kirchenbau imponiere den Katholiken und zwinge ihnen Achtung ab, deshalb dürften sie nicht merken, wie viel Mühe und Kampf die Durchführung koste. Weiter schrieb er: „Alle Katholiken haben eine gewisse Furcht vor Protestanten: hier wird sie verstärkt durch die Erinnerung an die frühere Zeit, also daß schon einige die Besorgniß geäußert haben, ob nicht Donauwörth ein zweites Mal evangelisch werden wird.“ Dies und andere Bemerkungen seitens der Katholiken bewogen den Vikar bescheiden, offen und aufrichtig aufzutreten, aber ansonsten auf der Hut zu sein. Er hatte schon genug schlechte Erfahrungen gemacht. Dazu meinte er: „Die andere Seite probirt Vieles; ganz bestimmtes sicheres Entgegentreten bringt sie zum Rückzug.“

Auch in seinen Predigten vermied Vikar Preu jede direkte Konfrontation und der Name „Katholiken“ wurde gar nicht erwähnt. Seine Meinung hierzu machte er in folgendem Satz deutlich: „Es nützt nichts, gegen die Gebräuche der andern Confession zu eifern, und sie blos zu stellen, damit wird nie gesammelt, sondern immer zerstreut.“ Er ermunterte seine Gemeinde in diesem Sinne den Kontakt mit den Katholiken zu pflegen und keinen Ärger aufkommen zu lassen.

Folge 10:
Im März 1862 hatte die evangelische Gemeinde Donauwörth der königlichen Regierung die ersten Pläne für den Kirchenbau vorgelegt. Diese entsprachen nicht den Vorstellungen des Staatsministeriums. Es drängte auf eine Änderung im Bereich des Turms. Die ersten Pläne sahen ein Portal im Turm vor. Nun wurden zwei Portale zu beiden Seiten des Turmes angeordnet. Die Kirchenverwaltung versuchte, diese Verfügung sowohl aus Schönheits- als auch aus ökonomischen Gründen rückgängig zu machen; jedoch ohne Erfolg. Die Verhandlungen hierüber verursachten eine derartige Verzögerung, dass der Grundstein für die neue Kirche erst am 25. August 1862 gelegt werden konnte.

Im Juli erkundigte sich Vikar Preu brieflich bei den jungen evangelischen Gemeinden in Kronach und Königsbrunn, wie sie die Feier der Grundsteinlegung ihrer neuen Kirchen begangen hätten. Sie antworteten ausführlich und wünschten ein gutes Gelingen. Ihren Schilderungen nach hatten sie die Grundsteinlegungen sehr festlich mit Umzügen und vielen geladenen Gästen gefeiert. Dies erschien Vikar Preu für Donauwörth zu aufwendig. In einem Brief an das Dekanat Ebermergen schrieb er, dass der Bauplatz sehr klein und mit Baumaterial überfüllt sei. Der größte Teil der Festteilnehmer müsste deshalb auf der nahen sehr frequentierten Straße stehen. Er schlug eine stille Feier mit der Gemeinde und wenigen Gästen vor.

Die Gemeinde wurde im vorherigen Sonntagsgottesdienst ermuntert, am Montag, den 25. August morgens um 10 Uhr zahlreich zur Grundsteinlegung zu erscheinen. Neben den Gemeindemitgliedern waren Vertreter des Magistrats, der Dekan von Ebermergen, der königliche Baubeamte und der Maurermeister anwesend. Posaunen eröffneten die Feier mit einem Kirchenlied, dann folgte die Festrede von Vikar Preu, nach deren Ende die Bauleute den Grundstein an seinen Platz setzten. Segenssprüche und ein weiteres Kirchenlied beendeten das Geschehen feierlich. Damit konnte der Bau der Kirche beginnen.